Glück mit Stil - Süddeutsche Zeitung

Das Wohnmagazin in der Süddeutschen Zeitung

Leder, Holz und ganz viel Klarheit:

Das Haus von Mode-Unternehmer

Markus Meindl

Leder ist ein herrliches Material! 

Jeder sollte sich einmal nackert auf ein Ledersofa setzen. Danach gibt’s keine 

Fragen mehr!” 

– Markus Meindl 

Die Idee, eine eigene Möbelkollektion auf den Markt zu bringen, hatte Modeunternehmer Markus Meindl beim Bau seines Hauses. Das Corpus Delicti, mit dem alles anfing, steht noch heute im Wohnzimmer: das Sofa. Genauer gesagt, der Triple Lounge Chair – Dreisitzer, Hirschleder, weich, bequem, Natur pur, zum Versinken. „Ich suchte ein Sofa für diesen Raum und habe nichts Passendes gefunden“, erinnert sich der 51-Jährige. „Da habe ich beschlossen: Ich entwerfe mein Sofa selbst!“ Das ist nun zehn Jahre her. Denn genau so alt ist das Familiendomizil im oberbayerischen Rupertiwinkel an der österreichischen Grenze. Hier lebt Markus Meindl mit Ehefrau Daniela und den drei Kindern.

Der zweistöckige Flachbau strahlt dank Sichtbeton und Glas Modernität aus, atmet durch Holz und Leder aber auch Tradition. Denn wie bei seiner Mode kommt es Markus Meindl auch in seinem Haus auf das Verknüpfen von Qualität und alten Werten mit neuen Ideen und Originalität an. Ehefrau Daniela fügt lachend hinzu: „Wir haben zum Glück ziemlich den gleichen Geschmack. Es kam noch nie vor, dass einer von uns ein Veto einlegen musste, wenn es um die Gestaltung oder ein Möbelstück ging.“

Seit über 20 Jahren führt Markus Meindl die Meindl Bekleidung GmbH gemeinsam mit Vater Hannes. Dass es dabei ausschließlich um Trachten geht, ist ein Vorurteil. Denn die Kollektionen umfassen weit mehr als die bekannten Lederhosen. Markus Meindl entwirft Mode für den „Gebirgsstädter“. Den Begriff hat er selbst erfunden. Denn die meisten Städter sind heutzutage vom Land zugezogen, sie kennen das Leben in beiden Welten. Das Land ist heute weder altbacken, noch ist die Stadt wurzellos. Entsprechend wendet sich dieser zeitlose Look an alle, die selbstbewusst kombinieren. Hosen, Westen, Jacken. Kleider. Erdig, bodenständig, aber doch zukunftsorientiert. Praktisch, innovativ, heimatverbunden und zugleich weltoffen. „Ich sage immer: Die Hose jodelt nicht, und das Sofa jodelt auch nicht“, manifestiert der Hausherr.

Und es stimmt: Auf den rund 600 Quadratmetern Wohnfläche jodelt gar nichts. Nichts wirkt altbacken oder spießig. Das Haus, das nach Markus Meindls Plänen für die Familie maßgeschneidert wurde, überzeugt durch Wärme und Gemütlichkeit, aber auch durch seine klare Ästhetik.

Fast alle Räume erweisen dem Naturmaterial Leder eine subtile Reverenz. Ob als Wandpaneel, als Verkleidung von Säulen und Treppenabgängen, immer wieder unterstreicht es lautlos das schmückende Kiefernholz der Deckenelemente, die robusten Eichendielen, die klaren Panoramafenster.

 Entstanden ist das Haus auf einem alten Brauereigelände. Die Ruinen moderten hier jahrelang vor sich hin. 

Doch Markus Meindl erkannte das Potenzial sofort und baute hier sein Traumhaus. Noch heute steht es auf den alten Gewölbekellern der Brauerei.

Die Möblierung unterstreicht die Bausubstanz. Alte Bauernschränke und Truhen wechseln sich mit modernen, schlichten Metallleuchten und Konsolentischen ab. Sofas und Sessel stammen aus der eigenen Kollektion. Die umfasst inzwischen mehrere Linien von Sitzmöbeln, Decken oder Teppichen aus Lammfell und natürlich aus Leder. Dieses stammt unter anderem aus Tschechien und wird von Handwerkern in Ungarn hochwertig verarbeitet. Neben den Standardgrößen können sich Kunden die Sofas auch maßanfertigen lassen. Da Markus Meindl auch beim Interior gerne neue Wege geht, ist er nun eine Kooperation mit dem Möbelhaus Kare eingegangen. Die Kette bringt ab Dezember eine Meindl-Linie heraus.

Im eigenen Haus finden sich eklektische Stücke zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Daniela Meindl geht gerne auf Antikmärkte, entdeckt dort immer wieder originelle Unikate, lässt alte Kommoden aufarbeiten oder Sessel neu beziehen: „Immer wieder denke ich, jetzt ist doch alles voll. Aber dann findet sich doch stets noch ein Platz für ein besonderes Schmuckstück“, stellt sie fest. Sie hat recht. Das Haus wirkt an keiner Stelle überladen. Die Farben im Haus sind gedeckt, hier und da setzt ein Karomuster einen Akzent.

Im obersten Stockwerk befinden sich die Schlafzimmer der Familie, samt der Bäder. Die Wohnräume sind im Erdgeschoss untergebracht. Zum Wohnzimmer hin öffnet sich die Küche, in der ebenfalls Holz die Hauptrolle spielt. Da die Familie gern Gäste empfängt, gibt es neben dem normalen Familienesstisch noch einen langen Holztisch mit 22 Plätzen. Dieser steht eigentlich auf der Terrasse. Aber dann doch nicht so ganz – früher war dies eine Terrasse, die zwischen Haupt- und Gästehaus lag. Doch vor eineinhalb Jahren beschlossen die Meindls, beide Häuser zu verschmelzen. So wurde die Terrasse zu einem meterlangen verbindenden Salon mit Sitzecken, warmem Holzboden und einer Glasfassade, die den Blick auf den prachtvollen Garten freigibt. Dieser Salon wirkt nun wie ein Herzstück und ist Beweis dafür, dass ein Haus nie fertig ist, dass es im Gegenteil lebt – auch und vor allem von der Veränderung.